Die Taverne "Zum Zaunkönig" (4)

  • Die Tür öffnet sich und herein gestapft kommt - ebenso wie seine Vorgänger ziemlich durchnässt - Delpior Sorley: Ein Mann, recht gut im Futter, längere Haare, mit eher einfacher Kleidung (braune Stoffhose, einfache Stiefel, eine fleckig-beige Tunika, darüber ein leicht gefütterter ärmelloser Wams, auf dem Kopf eine braune Stoffmütze mit Lammfellrand).


    "Hallo!!!"


    grüßt er etwas grummlig in die Runde und schaut sich um


    "...wer ist für das Sauwetter verantwortlich? Manchmal...aber nur manchmal...mannmannmann."


    Er stellt sich, tropfend, an die Theke und schaut Talinor etwas irritiert an


    "Hm. Kein Mirav, keine Morgaine, kein Patuljak...hab' ich was verpasst? Krankheitsvertretung oder so?"

  • Ebenso triefend tritt eine Person durch die Tür, etwas kleiner und in seinem tropfenden Mantel recht verloren wirkend. Auf seinem Rücken ragt wie gewohnt ein Köcher mit Pfeilen und den Bogen hat die Person in Stoff gehüllt über dei Schulter gelegt. Endgültig eingetreten schüttelt sich der Mann wirft ächzend die Kaputze vom Kopf und schüttelt abermals mit einem breiten Grinsen sein pitschnasses Haar.


    "Achja da fühlt man sich doch gleich lebendig, wenn man so durch den Regen rennt !"


    Während er diese Begrüßung aussprach legte Gerion Köcher und Bogen in die ecke, legte den Mantel ab und zauberte einen Hasen unterm Mantel hervor, den er an der Stuhl hängte an den er sich grad setzen wollte.


    Dann schaut ers ich erst im Raum um und grüßt alle ihm bekannten mit einem fröhlichen Lächeln und einem eifrigen Nicken.

  • "Grüß dich, Gerion. Und das ist der Grund, warum ich nicht zur Garde gehe. Du fühlst dich jetzt lebendig, ich fühl mich jetzt schon tot genug. Zwar nicht so tot wie das Langohrtier, aber tot genug. Sauwetter."


    Delpior brummelte so vor sich hin. Seine Laune schien wirklich nicht die beste zu sein.

  • "Ach hab dich doch nich so, der regen tut doch auch nur sein ding, dass wir was zum beißen ham, und außerdem glaub ich, dass das mit der Grade net viel zum tun hat, ob man Regen mag oder nich."


    Delpior Brummelte für Gerion doch etwas zu viel, also beschloss er seinem alten Schlachtkameraden oder so ähnlich etwas gutes zu tun.


    "Delpior wie wärs, wenn wir den Hasen zu nem Barten verarbeiten und ihn hier zubereiten lassen?"

  • "Hase zum Frühstück? buäähhhh...." murmelte es aus der Ecke.


    Ashaba hatte fasziniert beobachtet, wie früh hier schon die Gäste so zahlreich ein und aus gingen. Wenn das mal nicht lohnte für Talinor. Obwohl sie doch glatt bezeifelte, dass der Barde den Zaunkönig wegen des Geldes gekauft hatte. Davon sollte er ja genug haben.
    Etwas traurig schaute sie auf den Grund ihres Bechers, der schon allzu gut zu sehen war.

  • Delpiors Laune schien sich schlagartig zu verbessern


    "Hasenbraten? Ausgezeichnete Idee! Das geht zu jeder Tageszeit. Also, wenn du mir das so anbietest, da wäre ich doch sofort dabei."


    Er sah kurz zu Ashaba


    "Zu jeder Tageszeit geht das, jahaaaaaaaaa."


    Dann wieder zurück zu Gerion


    "Naja...außerdem, wer weiß, wie oft ich mir in Zukunft noch Fleisch leisten kann. Manche sagen, die fetten Jahre sind vorbei. Bei mir waren es grad mal ein paar fette Wochen. Mavrocordato sagt, er braucht mich nicht mehr. Da halte ich meine Kopf für ihn hin, in Mythodea, bei dem ganzen verrückten untoten Eis und schwarzen Fleisch, und jetzt kommt er und sagt, er braucht mich nicht mehr. Also fast nicht mehr."


    Er schaut sich in der Taverne um


    "Wenn ich was zu trinken will, an wen muss ich mich wenden?"

  • "Sergant, wenn man schon recht früh auf den beinen ist, dann ist das im Grunde ja auch kein Frühstück.


    Sagt Gerion mit einem fröhlichen Gemüt, wie man es von ihm erwartet.
    als Delpior dann von seiner Entlassung sprach betrauerte Gerion ihn aufrichtig.


    "Ohman, wie gemein, da hällste echt deine Rübe hin und dann sowas, naja und solang ich im Wald Kaninchen finde oder mal was andres mir vor den Bogen läuft, solang kannste auch n stücken Fleisch ham, verhungern soll hier keiner."


    Dann folgte auch Gerion mit seinem Blick dem Angestellten und lauft zu Talinor.


    "Talinor, haste jetzt echt die Schenke immernoch. Ich bin beeindruckt und froh den besitzer der Schenke jetzt noch ein Sück besser zu kennen. Du haste noch n kleines Plätzchen am Herdfeuer um das Kaninchen zu braten? Kannst auch die Innereien für was leckeres haben als Gegenleistung. Na wie wärs ?"

  • "Tja, so isses. Ganz entlassen hat er mich ja auch nicht, aber irgendwie hat sich das vorher alles besser angehört. Kommerzahl-Auxilaar, ja, hat er gesagt, ja, das schon, das nach wie vor, aber halt nur provisorisch und so weiter und laber Rhabarber. Als Ganztageskraft ja schon gar nicht, was das kostet, und er muss das ja auch weitergeben an seinen Vorgesetzten, und wie sollte er das denn erklären, und ohne eine Ausbildung mit Kaufmanns-Siegel schon dreimal nicht, das geht ja gar nicht, wo käme man denn da hin, aber als Hilfskraft und Bote und dann muss man sehen, aber kurzfristig nicht, das geht nur über lange Distanz blablablablubb. So viel zum Thema Provisorischer Kommerzahl-Auxilaar. Klingt gut, aber reichen wird's hinten und vorne nicht. Zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. Wäre ja auch zu einfach gewesen."

  • Ashaba hörte sich das mit an, als ihr ein Gespräch vom frühen Morgen in Erinnerung kam. Der Lagermeister hatte sich beklagt, dass er seit der Aufstockung der Garde kaum mehr mit der Arbeit nach käme.


    "Wenn du Arbeit suchst, dann frag mal bei Frederico nach. Vielleicht kann er noch jemanden für die Arbeit im Lager anstellen. Kisten schleppen, neue Verpflegung einkaufen, Waffen und Verpflegung ausgeben. Sowas halt. Kannst du schreiben und rechnen? Wäre sicherlich von Vorteil."


    sagte sie laut zu Delpior und schnitzte weiter an ihrem Apfel.

  • "Ah, danke für den Hinweis! Man muss ja sehen, wo man bleibt. Kisten schleppen, das bin ich ja schon gewohnt. Bevor ich Kommerzahl-Auxilaar wurde..."


    er betonte dieses Wort sehr deutlich spöttisch


    "...da habe ich ja genug Kisten und Säcke geschleppt in der Unterstadt. Aber schön, schön war das nicht. Das Leben ist eins der härtesten, nicht wahr?"


    In Delpiors Kopf spielten sich unschöne Szenen ab. Bei der Garde???? Selbst, wenn es nur Kisten schleppen wäre, aber sich von uniformierten Wichtigtuern anschnauzen, herumschubsen und verhöhnen zu lassen, danach stand ihm nicht wirklich der Sinn. Das kannte er zur Genüge. Wozu die fähig waren, das wusste man ja von Zuhause.


    Gut, besser als verhungern, aber man musste ja nicht gleich nach jedem Strohhalm greifen, solange man zumindest noch nach Luft schnappen konnte.


    "Schreiben...ja, doch, geht so. Rechnen geht nicht ganz so gut. Zahlen sind eine ziemlich komplizierte Sache."

  • Nuri stieß mit großen Augen die Tür auf. Sie stolperte erfreut mit festen Schritten zum Thresen und bemerkte kaum, dass sich das Gesicht hinter dem Thresen verändert hatte. Statt MIrav blickte sie Talinor entgegen. Na, was auch immer. Dann hatte der eben ne Schicht übernommen.


    Sie stierte ihn mit heiterem Blick an und bestellte stolz einen Humpen Milch.


    Talinor, is das nicht ein doller Tag, hömm?
    Wie gehts dir?


    Sie drehte sich zu den anderen Anwesenden und winkte den Gardisten zu.


    Na, is das nich ein Prachttag?!!


    Dass ihr der Regen die Haare strähnig unter ihrer Fellmütze runterhängen und tropfen ließ, hatte sie gar nicht recht bemerkt.

  • Delpior stierte Nuri ziemlich verständnislos an


    "Du weißt schon, dass es draußen schüttet, dass es immer kälter und immer früher dunkel wird? Und nein, es ist kein prächtiger Tag. Obwohl, dank Gerion hier kann ich mich vielleicht doch noch mit dem Tag versöhnen."

  • Gerion wedelte kurz zur bestätigung mit dem Kaninchen in seiner Hand, ehe er sich dann dran machte das Tier für den Braten fertig zu machen. Also machte er sich mal auf den Weg nach drausen um das Fieh auszunehmen und zu Häuten.


    "Dann zieh ich erstmal dem tier das fell über die Ohren, wenn ich Talinor die leber und das herz unter die Nase halte, dann wird er bestimmt nihct nein sagen."


    Fügte Gerion grinsend hinzu.


    "Aber überleg dir das mit dem lagerarbeiter nochmal, dann musste mich nämlich öfter ertragen, sooft wie ich mir da Pfeile hohlen muss."


    Lauthals lachend läuft er weiter.

  • Nuri guckte Delpior verdutzt an und entgegnete stur.


    Na und ? ... Na und na und na und!!! Es is alles trotzdem doll! Ich bin hier und das is schon doll genug. HA! Hab genug gearbeitet die letzten Wochen und der Jakob hat mich mal wegschicken können vom Hof. Na, is das doll oder was?


    Sie registrierte nebenher das Thema Arbeit...


    Hmm, du kannst ihn ja auch mal fragen, ob er dich gebrauchen kann. Geh ans Südtor, da is ein Bauernhof von den Leuten Nieselitz. Gute Leute. Wer weiß, vielleicht brauchen se noch jemanden. Obwohl...Sie lacht kurz auf...ich hab schon ganz schön angepackt. So viel is da nimmer zu machen. Hö!


    Nuri guckt Gerion mit dem Hasen hinterher.


    Da hste doch Grund dich zu freuen. N HASENbraten. Dolle Sache. Bei Nieselitz gibts das nich. Kartoffelsupp. Auch fein, aber net ständisch. Hm.

  • Talinor war inzwischen noch einmal in die Küche gegangen um diese und jede Sachen zu richten, sowie um das Herdfeuer zu schüren. Nachdem der Schankraum nun vom Kaminfeuer gewärmt wurde, sollte nun auch der Herd in der Küche für wohlige Wärme sorgen - und viel wichtiger: bald sollte es auch Essen geben. A propos Essen, dachte Talinor bei sich - er sollte sich langsam mal Gedanken machen, was es denn heute geben würde.


    Als er wieder im Schankraum hinter der Theke stand, trat Nurinka an den Tresen, sichtlich über das Wetter erfreut.
    Erfreut war er ebenfalls über das Wetter - jedenfalls indirekt. Nicht weil er es etwa toll fand, durch den Regen zu latschen und sich den Wind in die Kleidung fegen zu lassen, sondern weil eben dies die wenigsten Leute mögen, und sich deshalb gern in Tavernen aufhalten. Tavernen wie eben der Zaunkönig.


    Sein Gedankengang wurde von der Wahrnehmung unterbrochen, daß Gerion mit einem Hasen in der Hand im Schankraum stand und etwas von Herdfeuer und Hasenbraten redete, bevor er vor die Tür trat, um dort das Tier auszunehmen.


    Sicher könnte Gerion den Hasen in der Küche zubereiten - er würde ihm dabei auch zur Hand gehen. Aber essen würde er davon nichts, rein aus Prinzip. Auch wenn er kein Kostverächter war, was Fleisch angeht, so ist Hasenbraten da doch die Ausnahme. Die Hasen taten ihm irgendwie immer so leid...
    ...da hatte er eine Idee: Manchmal war es schwierig, auf dem Markt frisches Fleisch zu bekommen, und nur das gepökelte Fleisch, das Tauron aus Magonien importierte, konnte man auch nicht immer essen.
    Aber warum Fleisch importieren oder kaufen, wenn man doch so hervorragende Späher wie Gerion hatte, die nebenbei auch noch jagten. Es müsste ja nicht immer Hase sein... theoretisch...
    Er würde einmal mit Gerion reden, ob er nicht ab und zu auf seinen Streifzügen den ein oder anderen Braten mitbringen wollte, wenn sich die Gelegenheit ergab.


    Er wandte sich wieder Nuri zu.


    Äh, ja... das Wetter ist... öhm... prächtig.. prächtiger Regen, den wir da haben, wohl wahr...


    Er stelle ihr einen großen Humpen Milch auf den Tresen.


    Kartoffeln.. ja, Suppe.. nein...


    Talinor war etwas verwirrt. Nachdem er kurz die Gedanken sortiert hatte entgegnete er:


    Ja, sowas gibt's auch nicht oft, so einen Braten. Kartoffeln wachsen ja auch auf dem Feld, Braten nicht. Die rennen höchstens ab zun drüber....
    Er überlegte kurz, was er da gesagt hatte, und fügte dann hinzu: Also das Tier, nicht der Braten. Wenn der Braten rennt, dann ist da irgendwas falsch.


    Talinor schaute in die Runde, ob alle Gäste versorgt waren.

  • Jetzt stierte Delpior in Talinors Richtung und versuchte - recht erfolglos, wie an seiner Miene zu erkennen war - dessen Ausführungen zu folgen. Nachdem er lange Zeit in dieser Position verharrt war, blaffte er ein


    "Häh?????" in den Raum


    "Wat sachter? Kann mir das bitte mal jemand erklären...sobald ich was bestellt habe."


    Er drehte sich zu Talinor


    "Ich hab's zwar nicht verstanden und ich hab keine Ahnung, was du da hinter der Theke machst. Aber ich hätt gern zwei Oxhöfter Mummen, eine für mich, eine für Gerion."

  • Talinor griff in das Regal hinter sich und stellte zwei Flaschen auf die Theke.


    Ich sagte nur, daß ein Braten gut durch sein muß, wenn man ihn genießen will.


    Er öffnete die Flaschen.


    Und was ich hier mache? Ganz einfach - genau das, was ich in Zukunft immer wieder machen werde: Dir Getränke ausschenken, oder auch ausschenken lassen.


    Er hob seinen Becher mit Tee in Richtung Delpior.


    Zum Wohl!

  • Delpior nahm seine Mumme prostete Talinor zu


    "Zum Wohl!"


    Nach einem guten Schluck wischte er sich den leichten Schaumrand von der Oberlippe


    "Aber wie jetzt? Arbeitest du jetzt hier für länger? Sieht's bei euch auch schon so mau aus, dass ihr nicht mehr zurande kommt. Ein Elend...zwei so gute Barden, eine sogar Leiterin der Akademie, und trotzdem langt's nicht zum Leben."


    Er redete sich etwas in Rage und polterte mit der Faust auf die Theke


    "Heutzutage braucht jeder wohl zwei oder drei Arbeitsstellen, um einigermaßen durchzukommen. Weit haben wir's gebracht. Wirklich weit. Bald werden wir hier Horden von Bettlern herumlungern haben, die nur drauf warten, dass irgendein Schnösel ihnen vielleicht ein paar Münzen vor die Füße wirft, wahrscheinlich direkt aus dem Badezuber, wo er sich mit drei Huren gleichzeitig vergnügt, wird er es dem Lumpenpack vor die Füße werfen, damit sie sich im Dreck darum balgen können und er seinen Spaß dran hat. In Hundehütten werden wir wohnen müssen. Bald wird's soweit sein."


    Er schnaubte, dann hatte er sich wieder ein wenig beruhigt


    "Na ja, ich seh's ja an mir selbst, wie es so ausschaut. Ich hoffe, Mirav zahlt wenigstens so viel, dass du nicht auch noch zusätzlich bei der Miliz anheuern musst?"

  • Glanwen hatte sich eine Weile ihrem Tee gewidmet und dem Gespräch gelauscht. Als Lindain sich Anabella zuwandte, nickte sie.
    "Wenn du weiterhin solche Fortschritte machst, mellon, wird es nicht an mir sein, darüber zu entscheiden, sondern nur noch, dir deine Prüfung abzunehmen." Ein liebevolles Lächeln wärmte ihren Schüler.