Im Hafen von Rendor II

  • Nun muss Clarisse noch mehr kichern, dann beruhigt sie ihr Gegenüber und flüstert, "Das war doch nur ein Vergleich! Und außerdem könnte man Glas doch ganz leicht zerschlagen und dann weglaufen!" Sie streichelt Deidre aufmunternd über den Arm und fügt dann an, "Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen!"

  • Marie und Bedevere kamen näher... sie blieben kurz vor dem Ort stehen, wo sie die Stimmen vernommen hatten...


    "Hört Ihr noch was, Herr Bedevere?"


    Marie drehte sich, um aus jeder Richtung vielleicht wieder etwas aufzunehmen.


    "Ich dachte wirklich, ich hätte sie gehört... ach, Herr Bedevere... ich hoffe, wir finden sie bald... wie gesagt wird mein Vater entweder sehr wütend sein, dass sie verschwunden ist oder gar sehr betrübt, was seinem Herzen schaden könnte... er war so froh, als sie bei uns auftauchte und hat sie sofort in sein Herz geschlossen. Ihr müsst wissen, sie ist die Tochter seiner sehr geliebten Schwester, zu der er leider lange keinen Kontakt hatte wg... naja... Familienstreitigkeiten. Aber nun freut er sich richtig, mit ihr zu reisen und sie besser kennenzulernen. Vielleicht hat er so das Gefühl, die verlorene Zeit mit seiner Schwester wieder gut zu machen."


    Marie machte eine kleine Pause und horchte nochmal in alle Richtungen... aber man hörte nur das Meer rauschen und den Wind rufen. In weiter Ferne hörte man die Stetigkeit der Stadt.


    "Ich war auch froh, als ich erfuhr, dass ich eine Cousine habe. Ansonsten habe ich nämlich keine weiteren Familienmitglieder - dachte immer, wenn mein Vater einmal stirbt, bin ich alleine auf der Welt. Fanny, meine alte Kinderfrau ist auch irgendwann nicht. Und Prya,"


    sie drehte sich um und streichelte die Wange des müde wirkenden Mädchens:


    "sie wird irgendwann wieder in ihre Heimat zurückkehren."


    Marie seufzte.


    "Als ich damals im Kloster war, hatte ich mir so oft ein Geschwisterchen gewünscht... um nicht mehr alleine zu sein. Aber wenn Clarisse so wegläuft - ohne für mich ersichtlichen Grund - denke ich, dass ich mich vielleicht getäuscht habe, dass sie uns oder gar mich mag. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass sie alleine durch die Stadt läuft oder wie jetzt wegläuft, weil sie sich nicht wohl fühlt bei uns... wir versuchen doch alles dafür zu tun!"


    Marie schüttelte den Kopf... mittlerweile war sie wirklich verzweifelt, da es mindestens schon auf die 9. Stunde zugehen musste. Ihre Augen füllten sich wieder mit Wasser...

  • "Es wird alles gut werden, Lady Marie!" beruhigte sie der Kaozier. "Clarisse würde bestimmt nicht auf die Idee kommen wollen, Euch so zu erschrecken. Und ich bin mir sicher, dass Ihr nichts passiert ist. Wir werden sie finden, ganz bestimmt!"

  • Nachdem Clarisse Marie zugehört hat, hat sie nun doch ein schlechtes Gewissen. Immerhin hatte sie doch nur eine Weile für sich sein wollen, damit niemand ihre Tränen sah, aber dass ihre Cousine wegen ihr Ärger bekam oder gar ihr Onkel deswegen krank wurde, nein, dass lag keineswegs in ihrer Absicht. Also seufzt sie und flüstert Deirdre dann leise zu, "Ich glaube, ich sollte doch zurückgehen, Marie scheint sich sehr zu sorgen! Aber ich komme dich besuchen! Versprochen!" Rasch umarmt sie ihr Gegenüber noch einmal zum Abschied und klettert dann vorsichtig hinter Marie und Bedevere ins Freie, wo sie einen letzten bedauernden Blick auf die Kisten wirft, bevor sie sich bemerkbar macht, "Entschuldigung..."

  • Der Ritter fuhr herum und sein Griff ging automatisch zu seinem Schwert. Er entspannte sich aber augenblicklich wieder, als er Clarisse sah.
    "Lady Clarisse! Schaut, Lady Marie, es ist Lady Clarisse, wir haben sie gefunden!"
    Ein Lächel erschien auf dem freundlichen Gesicht.

  • Clarisse zuckt im ersten Moment erschrocken zurück, als der kaozische Ritter so schnell reagiert. Sein freundliches Lächeln jedoch, läßt sie wieder nähertreten und für einen kleinen Moment erwidert sie es dankbar, bevor sie den Blick senkt und erneut murmelt, "Entschuldigung..."

  • "Ich..." für einen Augenblick scheint Clarisse etwas ratlos, doch dann nickt sie dankbar, "Ja, irgendwie habe ich euch verloren... vorhin, als dieser Mann auftauchte!" Sie schaut den Ritter an, "Es tut mir Leid, wenn Ihr Euch Sorgen gemacht habt! Das lag nicht in meiner Absicht!" Dann blickt sie wieder betreten zu Boden.

  • "Das glaube ich Euch auch, Lady Clarisse. Ihr müsst einfach besser aufpassen, dann passiert so etwas auch nicht."
    Er seufzte erleichtert.
    "Dann kann ich die Damen nun nach Hause bringen, oder?"

  • "Das wäre wirklich sehr freundlich, vielen Dank!" Clarisse war dem Ritter äußerst dankbar dafür, dass er ihr bewußt oder unbewußt mit seinen Worten geholfen hatte. So geht sie eine ganze Weile schweigend an seiner Seite, dann stellt sie fest, "Ich habe gar nicht gemerkt, dass so viel Zeit vergangen ist. Danke, dass Ihr..." sie bricht ab, nicht so genau wissend, wie sie den Satz beenden soll. Als sie schließlich das Kontor der Moribas bereits sehen kann, lächelt sie, "Seht nur, wir sind schon gleich da!"

  • Deirdre hatte nur genickt und ihr zu gelächelt, die Umarmung erwiederte sie kurz und dann war Clara auch schon aus dem Versteckt verschwunden.


    Nun hörte sie auch noch eine Männerstimme und sie verkroch sich wieder in ihrer Ecke.


    Als sich Clara und die beiden Fremden sich auf den Weg machten, sah Deirdre den dreien kurz hinterher bevor sie sich nun doch zum schlafen hinlegte.

  • Als Marie Clarisse gewahr wurde, rief sie freudig ihren Namen und umarmte sie. Schnell hakte sie sich bei ihr ein, damit sie nicht wieder verloren ging.


    "Du meine Güte, bin ich froh, dass wir Dich wiedergefunden haben! Du hat mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt! Wir müssen nun aber rasch nach Hause!"


    Und damit beließ Marie es auch... warum auch immer Clarisse abgehauen war... sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie sich verlaufen hatte... oder gar, dass sie so schreckhaft wegen des Angriffs war. Immerhin hatte sie Marie sogar noch während des Überfalls weggezogen. Sie wollte sie jetzt auch nicht darauf ansprechen, wenn Herr Bedevere dabei war. Sie war einfach nur heilfroh, dass es nach Hause ging.


    Einige Zeit später waren sie auch schon in der Straße, in der ihr Haus und Kontor stand.


    Sie blieben vor der Haustür stehen. Doch bevor Marie beabsichtigte, einzutreten, fragte sie Herrn Bedevere:


    "Lieber Herr Bedevere, würdet Ihr uns noch kurz helfen und mit uns zusammen eintreten? Ich weiß, es ist nicht schön, zu lügen... aber ich fürchte, mein Vater würde sich sehr aufregen, wenn er die Wahrheit erführe... gerade in Bezug auf den Überfall und das mit Clarisse... und angesichts der Tatsache, dass es wirklich spät ist... Wir könnten doch sagen, wir waren bei Euch an Bord und haben die Zeit vergessen...? Würdet Ihr uns helfen?"


    Marie konnte kaum glauben, was sie da gerade fragte... sie hasste Lügen - ihr Glaube verbot es sogar... es war eine Sünde... sie schaute betreten nach unten und trat von einem Fuß auf den anderen. Wenn Herr Bedevere zu dieser Notlüge bereit war und ihnen helfen würde, hoffte sie nur noch, dass man ihr das Lügen nicht ansah...

  • Fanny war vor Stunden, kurz vor dem Abendessen alleine nach Hause gekommen. Diese hatte lange auf Marie in deren neuem Heim gewartet... aber sie kam und kam nicht zurück vom Waisenheim. Also entschied sie sich, ins alte Heim zurückzukehren. Vielleicht hatte sie ja etwas missverstanden und Marie war direkt dorthin zurückgekehrt.


    Als die alte Kinderfrau eintrat, ohne seine Tochter und Prya, wunderte sich der Hausherr und sprach diese an. Fanny erzählte, Marie und Prya wollten noch letzte Besorgungen machen. Natürlich würde sie nicht erzählen, dass Marie sich im Waisenheim herumtrieb.


    Dann wurde zum Essen geläutet und seine Tochter war immer noch nicht da. Das war ganz untypisch für sie. Herr de Moriba saß an der Tafel mit seiner Gattin und wartete, dass wenigstes seine Nichte auftauchte. Doch auch die war nicht im Haushalt auffindbar. Keiner wusste, wo sie war und man vermutete, dass sie vielleicht mit Marie mitgegangen wäre.


    Nach dem Essen lief Herr de Moriba stundenlang im Salon auf und ab... ab und zu horchte er auf, wenn er glaubte, jemand sei auf dem Flur. Doch jedes Mal, wenn er nachschaute, war es nur das Personal, das dem üblichen Treiben nachging. Irgendwann ging dieses Gebahren Isabell furchtbar auf die Nerven, die mit ihrem Mann im Salon wartete. Sie freute sich schon, was passieren würde, wenn die Damen nach Hause kamen, denn Herr de Moriba wurde von Minute zu Minute wütender, wenn er auf die Uhr über dem Kamin schaute, und auch besorgter.


    Michael verstand einfach nicht, dass seine Tochter oder gar Clarisse sich zu so später Stunde in der Stadt herumtrieben, und das noch ihne männliche Begleitung ihres Personals. Wie oft hatte er Marie gepredigt, dass es in der Stadt alleine zu gefährlich wäre, gerade wenn es dunkel wurde! Bei den Göttern! Hoffentlich war ihnen nichts passiert... gar nicht auszumalen, wenn... ihm wurde schlecht und der Stress schlug ihm auf den Magen, den er sich ab und an streichelte, damit der Schmerz aufhörte... aber nicht nur der Magen schmerzte... bei dem Gedanken daran, dass seiner geliebten Tochter etwas passiert wäre, schmerzte auch sein Herz...


    Er beschloss gerade, er würde höchstens noch 15 Augenblicke warten, dann würde er sich selbst auf die Suche machen und die Stadtwache einschalten, als er wieder auf dem Flur Geräusche hörte... er trat hinaus in den Flur... aber wieder nur das Personal...

  • Die Mine des kaozischen Reichsritters verfinsterte sich ein wenig.
    "Mit Verlaub, Lady Marie, aber es besteht kein Grund dazu. Ich pflege nicht, die Unwahrheit zu sagen, geschweige denn bei solch einer Bagatelle lügen zu müssen. Ich verstehe auch nicht ganz, warum Ihr mich dazu anhalten wollt. Man muss für seine Taten einstehen."
    Er seuzfte.
    "Ich werde Euch natürlich beistehen, schließlich war ich verantwortlich dafür, dass Ihr heil nach Hause kommt. Aber deswegen werde ich Eurem Vater, der mich als Gast so freundlich aufgenommen hat, nicht einfach so ins Gesicht lügen."
    Sein Tonfall ließ darauf hindeuten, dass er in diesem Punkt zu keiner größeren Diskussion bereit war.

  • Clarisse erschrickt als sie Maries Ansinnen an den Kaozier hört und stellt fest, dass es sie irgendwie ein wenig beruhigt, dass dieser es ablehnt. Gleichzeitig jedoch kommt sie auch ins Grübeln, was ihre Cousine dazu veranlassen mochte etwas derartiges überhaupt vorzuschlagen. Sie hatte sich im Hafen verlaufen... was war schon dabei? Und so bietet sie Marie mit leiser Stimme an, "Wenn du möchtest, rede ich mit ihm... mehr als wieder vor die Tür setzen kann er mich ja nicht!" Obwohl der letzte Teil des Satzes der Versuch sein sollte, das Ganze von der lockeren Seite zu sehen, klingt er doch recht kläglich.

  • Irgendwie war an schlafen nicht zudenken. Also beschloss sie kurz nachdem Clara mit den Fremden gegeangen war hinter her zu gehen um zu sehen wo ihre neue Freundin wohnt, dann könnte sie sie morgen besuchen. Es schien ihr eine gute Idee und so wickelte sie sich in ihren dunklen Umhang ein, zog ihre Kapuze tief ins Gesicht und folgte den dreien auf sicheren Abstand.


    Als die drei stehen geblieben waren, blieb sie auch stehen und blieb so weit es ging im Schatten. Sie versuchte sich die Gegend so gut es für sie möglich war einzuprägen und beobachtete weiter was Clara und ihre Begleitung nun machen würde.

  • Marie sank das Herz. Ja, alle beide hatten ja Recht... sie hatte Angst, die Haustür zu öffnen. Immerhin wusste sie, wie es war, wenn ihr Vater sauer war.


    "Entschuldigung, Herrn Bedevere. Ich wollte Euch mit meinem Ansinnen nicht verärgern. Ihr habt Recht. Die Wahrheit ist immer der beste Weg," sagte sie und dachte für sich: Nur die Heilige weiß, für wen!


    Sie versuchte, den Kloß runterzuschlucken und öffnete die Haustür. Als sie eintrat, drehte sich gerade ihr Vater zu ihr um. Sie starrte ihm ins wütende Gesicht... ach herrje... sie ahnte, was kommen würde... am liebsten wünschte sie sich, dass sie nicht hier wäre, sondern in ihrem eigenen Haus. Wenn sie ihrer Cousine nicht versprochen hätte, die letzte Nacht hier zusammen mit ihr zu verbringen.

  • Als die Haustür geöffnet wurde, drehte sich Michael just in dem Moment um und sah wütend seine Tochter an, die ihn mit großen Augen und schuldbewusst ansah. Hinter ihr kam gerade Prya herein.


    Aha! Sie wusste genau, dass er wütend war. Sie senkte ihren Kopf und schaute auf ihre Füße.


    "Marie! Weißt Du eigentlich wie spät es ist! Seit Stunden erwarte ich Dich. Nicht mal eine Nachricht von Dir! Was hast Du mir dazu zu sagen! Schnell, ich warte!" sagte er sehr laut und wütend. Seine aufgestaute Besorgnis verwandelte sich in Wut, auch wenn er heilfroh war, seine Tochter wiederzusehen. Aber dass er sich erst so aufregen musste, war ihre Schuld gewesen. Ihm schmerzte schon wieder der Magen...


    Noch bevor seine Tochter den Mund aufmachen konnte, , kam dann auch Clarisse durch die Tür... Herrn Bedevere hatte er hinter Clarisse noch nicht wahrgenommen.


    "Ahhh... da ist ja auch Clarisse! Auch Dich haben wir seit Stunden vermisst. Wäre es denn zuviel verlangt, Bescheid zu geben, wenn Du das Haus verlässt?! Könnt Ihr Euch überhaupt vorstellen, was ich mir für Sorgen gemacht habe, als Fanny alleine nach Hause kam und nicht genau wusste, wo Ihr ward! Ich wollte gerade los, um Euch zu suchen! Ich hätte sogar die Stadtwache eingeschaltet!"


    Michael ging auf und ab, während er sprach und so sah er nicht, dass Herr Bedevere sein Haus hinter Clarisse betrat.