Seit einiger Zeit war auch Aldhayn in der Herrschaftsstadt, um genau zu sein, seit er seinerzeit zum Truchsessen ernannt wurde. Nun, da der Herr wieder im Lande war, wurde er nicht mehr gebraucht in dieser Funktion. Soviel war ihm mitgeteilt worden, doch hatte er inzwischen trotz mehrmaligem Versuchen jede Chance verpasst, den Mon´tra´Ar persönlich zu treffen.
Im wurde klar wie eigenartig sich Städte verhalten können und wie komplex Politik die einfachsten Vorgänge macht. Jetzt da er gehört hatte, daß im Thronsaal eine Beratung stattfand, beschloss er sein Glück erneut zu versuchen.
In halbwegs unauffälliger Kleidung, zivil um genau zu sein, begab er sich zum Thronsaal, ignorierte die Wachen und trat ungebeten ein. Als die anderen ihn sahen, hatte er sich verändert, viel von der Härte und der Kraft die man ihm sonst offen ansehen konnte war verschwunden, er war vielleicht sogar ein wenig dicker geworden. Aldhayn trug typische Zeichen der städtischen Dekadenz an sich, wahrscheinlich hatte der den Rat des Herren nur allzugut befolgt.
Nachdem die anderen den Schock seines plötzlichen Auftauchens und wahrscheinlich auch seiner physischen Präsenz verdaut zu haben schienen, trat er auf die Runde zu.
"Hat es einen besonderen Grund, weshalb der Feldherr des Ostens eingeladen ist zu dieser Sitzung und euer verwegenster Streiter im Süden nicht teilnimmt, mein Herr?" fragte Aldhayn ganz unverholen, "Gab es einen Zwischenfall im Norden, oder woanders, daß es von Not wäre eine Beratung einzuberufen? Und wenn ja, vertraut ihr eurem treuen Gefährten nicht mehr genug, als daß nur noch Magier und Elben diesem Rat beiwohnen? Sind wir euch zur Last gefallen? Haben wir Tadel auf uns gerufen? Seit ihr zornig ob meiner Entscheidungen?
Mißfällt euch die Besetzung der Südenclave durch die Truppen Derigiens, oder hieltet ihr meine Kriegserklärung den Peinigern Lyras gegenüber für unbedacht, nehme ich schon zu lange eure großzügige Gastfreundschaft in Anspruch?
Nur zu es brauchte nur ein Wort und ich reise nach auf die Ordensburg, den Bärengrund zur Enclave oder wo immer ihr mich hin befehlt.
Aber eins bitte ich mir aus, so unbedingt wie ich euch Gehorsam leiste.
Sprecht mit mir, oder verfügt über mich, nur lasst dieses lange Schweigen ein Ende finden, mit welchem ihr euren ersten Ritter straft, mein Fürst und Herr."
Seine Worte wirkten wie der Ausbruch lange zurückgehaltener Gedanken. Tiefe Sorgen und Ängste schienen in ihnen ebenso mitzuschwingen wie Hader.
Dieser Mann hatte sich verändert, seine völlige und ausnahmslose Überzeugung und das gigantische Vertrauen in sich selbst waren Zweifeln gewichen. Wahrscheinlich hatte dieser Mann viele dieser Sorgen in Suff und Rausch der herrschaftlichen Gastfreundschaft erstickt, denn anders hätte man sich den Verfall des einst so unbeugsamen Kriegers kaum erklären können.